Gelbe Blüte des Johanniskraut

Johanniskraut und CBD zusammen einnehmen – Klingt gut, birgt aber Risiken

Geschrieben von Anne Ullrich

Aktualisiert am

|

Lesezeit 7 min

Johanniskraut ist eines der beliebtesten pflanzlichen Mittel gegen Stimmungstiefs und leichte Depressionen. Es ist rezeptfrei ganz einfach in der Apotheke oder Drogerie erhältlich und gilt als ideales, natürliches Mittel, das Wohlbefinden zu verbessern.

Aber: Pflanzlich heißt in diesem Fall nicht völlig ungefährlich. Johanniskraut ist ein sehr potenter Wirkstoff, der zudem mit vielen verschiedenen Medikamenten wechselwirken kann (z.B. Blutverdünner, Antidepressiva).

Viele Fans von natürlichen Wirkstoffen wie Johanniskraut interessieren sich aber auch für die positiven Wirkungen von CBD (Cannabidiol). Deshalb drängt sich die Frage auf: Kann die gleichzeitige Einnahme von CBD und Johanniskraut negative Effekte haben? Oder verstärken sich die beiden sogar in ihren positiven Wirkungen auf Schlaf, Stress und Wohlbefinden? Hebt CBD die Nebenwirkungen von Johanniskraut vielleicht sogar auf?

Wir werfen einen genauen Blick auf die Interaktionen zwischen CBD und Johanniskraut und klären, wann die beiden richtig gut zusammen wirken, wann Vorsicht angebracht ist und in welchen Fällen Johanniskraut sogar eine Alternative zu CBD sein kann.

Das Wichtigste in Kürze

Johanniskraut und CBD beeinflussen beide das zentrale Nervensystem und den Medikamentenabbau über die Leber. Das kann unerwünschte Wechselwirkungen mit sich bringen.

Johanniskraut kann die Wirkung vieler Medikamente abschwächen, CBD wiederum verstärkt sie teilweise. Nimmst du Medikamente wie Antidepressiva, Blutverdünner oder hormonelle Verhütungsmittel ein, solltest du die Einnahme deshalb vorher mit deinem Arzt abklären.

Für viele Anwender kann CBD eine  verträglichere Alternative zu Johanniskraut sein - vorausgesetzt, es enthält möglichst wenig THC , ist von hoher Qualität und wird ggf. mit ärztlicher Rücksprache eingenommen.

Wie wirken CBD und Johanniskraut?

Johanniskraut (Hypericum perforatum) entfaltet seine Wirkung über die Wiederaufnahme-Hemmung bestimmter Neurotransmitter, vor allem Serotonin, Noradrenalin und Dopamin, die für unsere Stimmung verantwortlich sind. Dadurch hat Johanniskraut ähnliche Effekte wie Psychopharmaka (1) und kann bei leichten bis mittelschweren Depressionen eingesetzt werden. Aber auch Menschen ohne schwerere Erkrankungen nutzen Johanniskraut gern als natürliches Mittel zur Steigerung ihres allgemeinen Wohlbefindens.

CBD (Cannabidiol) ist ebenfalls ein rein pflanzlicher Wirkstoff. Er wird aus der Hanf-Pflanze (Cannabis sativa) gewonnen und wirkt - über das sogenannte Endocannabinoid-System ECS - auf verschiedene Reaktionen im Körper. Besonders beliebt ist CBD gegen Schmerzen und Entzündungen, zur Stressbewältigung, für besseren Schlaf und zur unterstützenden Therapie von beispielsweise Angstzuständen. Es wird meist in Form von Öl, Kapseln oder Extrakten konsumiert.

Beide Substanzen greifen also in zentrale Regelkreise des Körpers ein - allerdings auf unterschiedliche Weise. Und genau darin liegt die große Herausforderung, wenn man beide in Kombination verwenden möchte. Auch hat Johanniskraut selbst einige, teils recht deutliche Nebenwirkungen.

Tipp

Starte mit kleinen Dosen und erhöhe langsam (Start low, go slow), um die Verträglichkeit von CBD in Kombination mit Johanniskraut zu testen.

CBD und Johanniskraut Wirkung und Nebenwirkungen

Mögliche Nebenwirkungen von Johanniskraut

Obwohl Johanniskraut rein pflanzlich ist, kann es deutliche Nebenwirkungen verursachen - vor allem bei langfristiger Einnahme oder in höheren Dosierungen. Am bekanntesten ist die gesteigerte Lichtempfindlichkeit (Photosensibilität) der Haut, die zu Sonnenbrand-ähnlichen Reaktionen selbst bei normaler UV-Strahlung führen kann. Darüber hinaus kann Johanniskraut Magen-Darm-Beschwerden, Unruhe, Kopfschmerzen oder Müdigkeit auslösen.

Am kritischsten ist jedoch die enzyminduzierende Wirkung: Johanniskraut beschleunigt den Abbau vieler Medikamente (u. a. Antibabypille, Blutverdünner, Immunsuppressiva), was deren Wirksamkeit deutlich reduzieren kann - mit teils schwerwiegenden Folgen. Bei gleichzeitiger Einnahme serotonerg wirkender Substanzen (wie SSRIs oder Triptanen) besteht für Betroffene außerdem das Risiko eines Serotonin-Syndroms, das lebensbedrohlich sein kann. Deshalb sollte Johanniskraut generell nicht unbedacht oder ohne ärztliche Rücksprache eingenommen werden, auch wenn es rezeptfrei erhältlich ist.

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Wechselwirkungen zwischen CBD und Johanniskraut

Sowohl CBD als auch Johanniskraut können eine leicht sedierende Wirkung haben. Das kann grundsätzlich gewollt sein, in Kombination aber dazu führen, dass der Effekt stärker ausfällt als gewünscht. Starke Müdigkeit, verlangsamte Reaktion, Schwindel oder Konzentrationsschwierigkeiten können die Folge sein. Im Alltag kann das richtig gefährlich werden, wenn beispielsweise ein Fahrzeug gefahren oder eine Maschine bedient werden soll. Aber auch die tägliche Büroarbeit und andere Dinge können in diesem Zustand ziemlich schwer fallen. (Deshalb: Im Zweifel lieber abends konsumieren und mit kleinen Dosen starten .)

Hinzu kommt, dass CBD und Johanniskraut beide auf das sogenannte Cytochrom-P450-Enzymsystem in der Leber einwirken. (2, 3) Dieses System ist unter anderem für den Abbau vieler Medikamente verantwortlich. CBD hemmt bestimmte Enzyme dieses Systems (z. B. CYP3A4), während Johanniskraut dieselben Enzyme aktiviert. Dadurch kann Johanniskraut die Wirkung von CBD mindern.

CBD wiederum kann den Abbau anderer Stoffe - darunter Medikamente, die bei Depressionen zum Einsatz kommen - hemmen. Insgesamt sind die Wechselwirkungen von CBD und Johanniskraut schwer kalkulierbar. Eine gemeinsame Einnahme sollte deshalb immer sehr achtsam erfolgen.

Interaktion mit anderen Medikamenten

Viele Anwender von Johanniskraut oder CBD nehmen gleichzeitig weitere Medikamente ein - beispielsweise gegen Depressionen oder Angststörungen. Das birgt ein zusätzliches Risiko für unerwünschte Wechselwirkungen.

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über mögliche Interaktionen zwischen CBD bzw. Johanniskraut und verschiedenen Medikamenten.

Medikamentengruppe

Mögliche Interaktion mit CBD

Mögliche Interaktion mit Johanniskraut

Risiko

SSRIs (z. B. Sertralin) (Antidepressiva)

Hemmung des Abbaus --> verstärkte Wirkung/Nebenwirkungen

Beschleunigter Abbau --> Wirkung abgeschwächt

Risiko eines Serotonin-Syndroms

Benzodiazepine (gegen Angststörung)

Verstärkte Sedierung, verlangsamter Abbau

Abschwächung der Wirkung durch Enzyminduktion

Gegensätzliche Effekte, mögliche Überdosierung

Blutverdünner (z. B. Warfarin)

Höheres Blutungsrisiko durch verlangsamten Abbau

Schnellere Ausscheidung --> Wirkung vermindert

Entweder Blutungs- oder Thromboserisiko

Immunsuppressiva

Wirkstoffakkumulation durch Enzymhemmung

Schnellerer Abbau --> Wirkungsverlust

Lebensbedrohlich, v. a. bei Transplantatpatienten

Hormonelle Verhütung

Studienlage nicht eindeutig, vermutlich keine Wirkungsminderung

Deutliche Wirkungsabschwächung

Johanniskraut: Risiko einer ungewollten Schwangerschaft

Insbesondere bei Antidepressiva, Antiepileptika oder hormonellen Präparaten ist eine ärztliche Abklärung und Begleitung also unerlässlich.

CBD statt Johanniskraut - Sinnvoller Ersatz

Insgesamt gibt es kaum Studien zu der Frage, ob CBD die negativen Wirkungen von Johanniskraut mindern oder sogar aufheben kann. (4) Um den vielfältigen möglichen Wechsel- und Nebenwirkungen von Johanniskraut aus dem Weg zu gehen, steigen manche Anwender deshalb gleich komplett auf CBD um.

Das kann verschiedene Vorteile haben: Besonders Menschen, die empfindlich auf serotonerge Substanzen reagieren oder bei denen Johanniskraut aufgrund von Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten nicht infrage kommt (etwa bei der Einnahme hormoneller Verhütungsmittel oder Immunsuppressiva), profitieren möglicherweise eher von CBD.

Auch bei Beschwerden wie innerer Unruhe, Schlafstörungen oder chronischen Schmerzen, bei denen keine klassische depressive Symptomatik im Vordergrund steht, zeigt CBD in Studien und Erfahrungsberichten vielversprechende Effekte. Zudem ist CBD im Vergleich zu Johanniskraut oft besser verträglich, verursacht weniger photosensible Reaktionen und beeinflusst die Leberenzyme auf andere Weise.

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Wechselwirkung von Johanniskraut und THC

Leider gibt es noch immer Anbieter am Markt, die minderwertige CBD-Produkte vertreiben. Das größte Risiko dabei: In den Produkten können THC-Gehalte enthalten sein, die teilweise weit über dem zugelassenen Grenzwert von 0,2 % liegen. Aber auch CBD-Öle, die nur geringe Mengen THC enthalten, können bei empfindlichen Personen psychoaktive Effekte auslösen.

Umso schwieriger wird das bei zusätzlicher Einnahme von Johanniskraut, das ebenfalls auf die Stimmung einwirkt. Johanniskraut könnte (durch die Wirkung auf das Cytochrom-P450-Enzymsystem) den berauschenden Effekt von THC verstärken. Verwendest du ein CBD-Produkt mit zu hohem THC-Anteil und reagiert dein Körper womöglich besonders empfindlich auf THC, kann die Kombination von CBD-Öl mit Johanniskraut also ungewollte psychoaktive Effekte haben.

Achte beim Kauf deshalb darauf, nur geprüfte CBD-Öle mit idealerweise 0 % THC zu verwenden - vor allem dann, wenn du zusätzlich Johanniskraut einnimmst.

Fazit: Pflanzenkraft clever nutzen

Johanniskraut und CBD zusammen einzunehmen klingt grundsätzlich nach einer tollen Mischung für bessere Stimmung, Schmerzlinderung, weniger Ängste, guten Schlaf und weniger Stress. Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht.

Beide Wirkstoffe beeinflussen zentrale Systeme im Körper, insbesondere den Hirnstoffwechsel und den Medikamentenabbau in der Leber. Während Johanniskraut den Abbau beschleunigen kann, hemmt CBD ihn - mit potenziell unvorhersehbarer Wechselwirkungen. Besonders bei der Einnahme weiterer Medikamente wie Antidepressiva, Blutverdünner oder hormoneller Verhütungsmittel ist deshalb Vorsicht geboten.

Hinzu kommt: Beide Substanzen wirken sedierend, was im Alltag problematisch bis gefährlich werden kann - etwa beim Autofahren oder der Arbeit. Auch das Risiko psychoaktiver Effekte durch minderwertige CBD-Produkte mit unerwartet hohem THC-Gehalt solltest du nicht unterschätzen - vor allem in Kombination mit Johanniskraut, das die Wirkung von THC verstärken kann.

Trotzdem: CBD und Johanniskraut können zusammen ein echtes pflanzliches Dreamteam sein - vorausgesetzt, du verwendest beide mit etwas Köpfchen. Vor allem, wenn du schon andere Arzneimittel einnimmst, besprich dich bitte vorab unbedingt mit deinem Arzt oder Apotheker, nimm nur hochwertige CBD-Öle ein und beherzige immer das klassische CBD-Motto: Start low, go slow.

Meinungen unserer Kunden:

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Quellen und Studien

(1) Kholghi, G., Arjmandi-Rad, S., Zarrindast, M. R., & Vaseghi, S. (2022). St. John's wort (Hypericum perforatum) and depression: what happens to the neurotransmitter systems?. Naunyn-Schmiedeberg's archives of pharmacology, 395(6), 629–642.


(2) Wang, Z., Gorski, J. C., Hamman, M. A., Huang, S. M., Lesko, L. J., & Hall, S. D. (2001). The effects of St John's wort (Hypericum perforatum) on human cytochrome P450 activity. Clinical pharmacology and therapeutics, 70(4), 317–326.


(3) Doohan, P. T., Oldfield, L. D., Arnold, J. C., & Anderson, L. L. (2021). Cannabinoid Interactions with Cytochrome P450 Drug Metabolism: a Full-Spectrum Characterization. The AAPS journal, 23(4), 91.


(4) Wieckiewicz G, Stokłosa I, Stokłosa M, Gorczyca P, Pudlo R. Cannabidiol (CBD) in the Self-Treatment of Depression-Exploratory Study and a New Phenomenon of Concern for Psychiatrists. Front Psychiatry. 2022 Mar 22;13:837946.